Donnerstag, 8. April 2021
Fledermaus-Walzer
Also nun doch, die Fledermaus war´s.
Man denkt bei uns in Mitteldeutschland vor allem im Zusammenhang mit dem Bau der Waldschlössschenbrücke in Dresden an die "Kleine Hufeisennase".
Oder war es ein "Großer Abendsegler", der sehnsüchtig endlich einmal wieder ausgehen, ausfliegen wollte. Das kann man ihm nun wirklich nicht verübeln. Es geht uns allen so zurzeit.
Der Abendsegler kehrt vorher noch ein beim Zwischenwirt.
Noch hat der Zwischenwirt keinen Namen. Wie heißt der Unbekannte?
Horst, Ronny, Doris...Man liest, es könnte auch ein Dromedar gewesen sein. Dann doch eher Hassan.
Als Zwischenwirt käme aber, laut Virolg*innen-Expert*innen, auch eine Tierart zwischen Mensch und Tier in Frage. Ein Fabelwesen. Vielleicht. Minotaurus, Meerjungfrau oder Rübezahl?

Es könnte sich so zugetragen haben:
Rübezahl stapft durchs Unterholz. An seinem Filz-Schlapphut hängt eine Fledermaus. Bei jedem Schritt wippt sie hinundher, verteilt Aerosole. So geht?s gemeinsam von Wald zu Wald. Bis die Fledermaus wach wird und weiterflattert. Zur nächstgelegenen Scheune. Dort findet sie Unterschlupf.
An der Gewölbedecke hängen schon viele Artgenossen. Es wird Abend.
Vor lauter Langweile und Ausgangsbeschränkung kommt eine von ihnen auf die Idee, "Stille Post" zu spielen.
Fledermäusin Anna, ganz links hängend, flüstert (leider ohne die Abstandsregeln zum Ohr einzuhalten) Fledermaus Bert eine Wort-Zelle zu. Bert hat solange keinen Kollegenlaut gehört, und versteht deshalb nur Bahnhof.
Jetzt flüstert er, ebenfalls wieder viel zu nah, das verstandene "Bahnhof" an der/die/das nächste Gefleder . Das geht immer so weiter bis beim letzten Fledertier in der Reihe ganz rechts, nennen wir es Zachario, die Mutante A´ ankommt.
Nach dem morgendlchen Aufscheuchen der gesamten Meute kann A´ und alle weiteren A´´´s nun in allen Varianten schön verteilt werden außerhalb der Scheune.
In Europa können sich Menschen wohl bisher nicht direkt an Fledermäusen mit einem gefährlichen Virus anstecken, schreibt einer der bekannten Experten. Nur mit Tollwut. Wie beruhigend...

WENN man irgendwann einmal wieder ausgehen darf und im Theater geplant oder zufällig etwas aufgeführt wird, dann setze ich mich gern auch mit Maske ins Publikum, passend zum Stück.
Heute Abend "Die Fledermaus" von Johann Strauß.
Dabadabadibi-dabadabadibi-dabadab-dab....daaaaaa.
Eins, Zwei und vielleicht ...endlich...Drei!

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Sonntag, 27. Mai 2018
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Mittwoch, 23. März 2016
Buchmesse-Der Nachschrei
DIE Frage am Sonntagmorgen vor meinem Schuhregal: Was ziehe ich an?
Die schicken Lederstiefel mit Absatz zum Rock, flache bequeme mit Softleder-Einlagen (ja auch meine Knochen werden älter!) oder Laufschuhe. Vielleicht noch Jogginghose? Geht ja gar nicht, man weiß nie, wem man so begegnet: auf dem letzten Tag der Buchmesse.
Kollegen, Freunde sollen da ja auch sein und sowieso wichtige Menschen und Verleger, die sicher nur darauf warten, dass gerade ich vorbeikomme und sie mich entdecken, als was auch immer.
Ehrlich, wichtiger als die Frage, welche Verlage man inspiziert ist wirklich die Schuhauswahl.
Die flachen Roten mit Einlagen waren sowas von die richtige Entscheidung.

Nach 5 Stunden herumlaufen, schauen, mitnehmen und der wiederholten Erkenntnis, dass ich in dieser Halle doch pro stunde mindestens schon einmal gewesen war, setzte ich mich vor Eindrücken wirr im Kopf auf einen der Stühle, die an den Seiten der Hallen festgenagelt sind.
Puh, so langsam konnten Kopf, Augen und Füße auf Normalmodus umschalten. Die anderen Sinne waren eh schon eingeschlafen.
Das bemerkte ich aber erst, als ein älteres Pärchen neben mir wiederholt mit einer grossen weißen Tüte sprach.
Ich dachte zuerst, das muss ein Buchmesse-Ritual sein. Das Besprechen einer gefüllten Messe-Tüte als Erkenntnisgewinn.
Nach einigen Minuten sprache die Tüte zurück. Besser sie schrie, einige Leute drehten sich erschrocken um. „ Ihhhh,ahhh, Duuuudukackaaa“
Als unsre Sitzgruppe dann immer mehr umringt wurde von neugierigen Kindern, bemerkte ich erst den Käfig mit einem Papagei in der Tüte.
Das magentarotgefärbte Frauchen Papagei erzählte ungefragt, woher sie ihn hat, was er spricht, warum er so schüchtern ist, wegen Misshandlungen in früher Kindheit usw. Er hiess auch irgendwie, Paulchen, glaube ich.
Die Kinder lauschten andächtig und versuchten sich als Vorsprecher.
Die Buchvorleser zwischen den Wänden voller Wissens-und Sachbücher waren wohl weniger überzeugend als das wirkliche lebendige Tier.
Ich machte also meinen Sitzplatz gern frei für Neugierige. Weitergehts.
In welcher Halle war jetzt nochmal der Schuhbuch-Verlag?

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Freitag, 30. Oktober 2015
Allergietest
Auf was ich alles allergisch bin, sage ich Ihnen lieber nicht! Da könnte man…
Zum Glück gibt es ein paar gute politische Kabarettisten, die uns zur Zeit die Zusammenhänge der Welt erklären können. Aber einige Leute im Publikum waren bei der diesjährigen "Lachmesse Leipzig" allergisch gegen offene Worte und Provokationen.
Schade, dass wir Deutschen so schlecht über uns selbst lachen können.
Man soll sich ja fernhalten von Klischees, Vorurteilen und allergieauslösenden Stoffen. Das geht aber nur, wenn sie gut deklariert sind. Und das steht auf einem Kabarett-Programm natürlich nicht drauf. Z.B. auch nicht auf den Tickets im Vorverkauf "Allergieinformatonen erhalten Sie direkt vom Veranstalter"

Warum also kaufen Menschen Eintrittskarten für politische Kabarettprogramme, wenn sie diese nicht vertragen? Nervenkitzel? Masochismus?
Und so zogen es einige Personen vor, den Saal zu verlassen, nicht ohne Protest. Dem Allergietest also entfleucht.
Aber entfleuchen oder Auswandern hilt da wohl auch nicht. Ich sitze im Flugzeug nach USA.
Die in Alu-Folie eingesperrte halbwarme Pasta mit Tomatensosse wird serviert mit dem Hinweis:
"Bei Abflügen aus der EU, der Schweiz und Norwegen halten ihre Flugbegleiter Allergeninformationen über die servierten Mahlzeiten bereit. "
Sonst nicht. Nochmal Glück gehabt.
Ich lasse mir weiterhin scharfe Erdnuss-Kabarettisten und Glutenhaltige Pointen schmecken, Sie auch? Guten Appetit!

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Dienstag, 2. Juni 2015
Grey in Grey
„Ah!, seufze ich, als mein Körper sich unter seiner Zunge aufbäumt.“ Ja, das ist, Klassikerfreunde haben es sofort erkannt, ein Satz aus Band 1 der Bestsellerei „Fifty Shades of Grey“. Dem unfassbaren Erfolg der Trilogie soll ein weiterer folgen. „Grey“ heißt das neue Buch der britischen Autorin E.L. James. Christian Grey ist dieser Typ, der zu Ana Sachen sagt wie „Du gehörst mir“. Ach nein, er sagt es nicht, er „raunt“ es. Es geht auch komplexer: „Ich. Begehre. Dich. So. Sehr. Ich. Will. In. Dir. Drin. Sein. Du. Gehörst. Mir.“

Wer wollte nicht wissen, wie es im Kopf dieses Mannes aussieht? Worum seine Gedanken kreisen, während „er die Reise über meine Brüste wiederholt“. Denkt er: „Fuck, ich muss noch Zwiebeln kaufen!“ Oder: „Was glaubt diese E.L. James eigentlich?“

Sie glaubt Folgendes: „Christian ist ein vielschichtiger Charakter, und die Leser waren schon immer fasziniert von seinen Wünschen, seinem Antrieb und seiner schwierigen Vergangenheit.“ Ihre 787 000 Follower auf Twitter lässt sie wissen: „Hello all. For those of you who have asked, Christian's POV of #FSOG is published on 18th June for ...” Die Fortsetzung gibt's auf Instagram: „... his birthday. It's called GREY... I hope you enjoy it.”

Apropos Fortsetzung. Die gibt es nicht. In „Grey” erzählt James die gleiche Geschichte nochmal. Nur eben aus seiner Sicht. Ließe sich „Fifty Shades“ mit irgendetwas in der Literatur vergleichen, könnte man fragen, ob es an der Zeit sei, „Der Tod in Venedig“ nicht aus der Sicht Gustav von Aschenbachs zu erzählen, sondern den schönen Tadzio sprechen zu lassen. Statt „Er ist sehr zart, er ist kränklich, dachte Aschenbach. Er wird wahrscheinlich nicht alt werden.“ hieße es: „Der ältere Herr dort macht es aber auch nicht mehr lange. Würde er sich sonst die Haare färben?“

Für Grey in „Grey“ bedeutet das: „Jetzt seufzt sie hier wieder Ah! und sicher gleich Oh! und mir wird so langsam die Zunge stumpf. Werde ihr mal was von Besitzen und Begehren raunen ...“ Aaargh! JB

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Mittwoch, 22. April 2015
Hamster-Rat
Hamster sind keine Katzen. Darum werden vergleichsweise wenig Hamsterfotos auf Twitter, Facebook oder Instagram hochgeladen. Dabei stehen sie wie kein anderes Haustier für Wohl und Wehe der Generation SM, die Social Media mit Lust zum Quälen nutzt. Noch sind Katzenfotos nicht als Marterfall anerkannt. Beim Smartphone aber schaut niemand weg.

„Hamster - Hipster - Handy“ heißt eine Sonderschau im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Eine hübsche Alliteration, die sich nicht nur selbst genügt. Handy – ist klar. Hipster – das sind die mit den Brillen im Handyformat. Hipster, die auf Handys starren, gehören heute zum Großstadtbild wie der Hamster auf die südamerikanische Speisekarte.

Anders als beim Hipster kommt es beim Hamster nicht auf die Größe an. Hamster sind mal etwas größer, mal etwas kleiner als Handys – je nach Modell. Ihr Akku hält nicht länger als zweieinhalb Jahre, dafür kommen sie ohne Ladekabel aus. Dass sie einen durchaus gut ausgebildeten Gehörsinn haben, ist nicht nur aus NSA-Kreisen zu hören. Hamster und Hipster verbindet, dass sie Soja bei sich tragen. Die einen als Bohnen in den Backentaschen, die anderen als Tofu im Stoffbeutel.

In der Frankfurter Ausstellung nun lädt ein Hamster im Laufrad den Handyakku auf. Das liegt daran, dass es sich um Kunst handelt und die gern kritisch sein darf und die Ausstellung im Untertitel „Im Bann des Mobiltelefons“ heißt und das immer auch mit Leiden zu tun hat. In diesem Fall für den Hamster. An ihm nämlich wurde die Schädlichkeit von Handystrahlen getestet wegen der Menschen, die das Gefühl haben, dass ihnen die Strahlen etwa ausmachen. „Elektrosensibel“ nennen sie sich. Oder für Hipster: elektrosmogintolerant.

Letzte Gewissheit gibt es nicht. Bis es soweit ist, sollten vor allem ungeimpfte Kinder nur auf Hamstern herumtippen, die ja in ihrer Berührungsempfindlichkeit Smartphonebildschirmen in nichts nachstehen. Gibt man ihnen Namen wie „Galaxy S4 mini“, den Hamstern, fällt der Unterschied kaum auf. Später lässt sich eine prima Hamsterfell-Handyschutzhülle draus stricken – als Statement gegen Elektroschrott, Tierversuche und Überwachung. JB

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Sonntag, 19. April 2015
Es ist komplizierter
Ein Mädchen im Strickkleid, ein Junge, der gerade einen Helm aufsetzt. Das ist Torsten. Ein Ex-Freund. Unsere Wege trennten sich, als er in die Schule kam und ich noch nicht. Seine Mutter hat in einem Kiosk an der Karl-Marx-Allee Zeitungen verkauft, gleich um die Ecke vom Kindergarten. Das Foto muss 1973 oder 1974 entstanden sein. Zeit genug eigentlich, seinen Namen im Ordner "Vergessen" abzulegen. Aber Torsten war ein Freund, und Freunde vergisst man nicht.

Torsten und ich waren ein bisschen anders als die anderen. Weil wir nicht gern sprachen, konnten wir schon im Kindergarten lesen. Vielleicht hätte eine Brieffreundschaft daraus werden können, doch die gab es später erst, mit einem Fremden in Moskau. Keine Ahnung, was in den Luftpostbriefen stand. Bei unserer einzigen Begegnung hatten wir einander nicht viel zu sagen. Sein Name?

"Der fremde Freund" heißt die Novelle, in der Christoph Hein die Ambivalenzen zeigt, die Spielarten von Nähe und Distanz. Ein Lebensbuch über Beziehungswaisen, über Zustände der Liebe und der Freundschaft unter Umständen - und auch darüber, wie die eine mit der anderen zusammenhängt. Sollte die Liebe am meisten über Freundschaft wissen? Es ist komplizierter.

Das fängt mit den Begriffen an. Bekannte, Freunde, Ex-Freunde, beste Freunde oder "Ziemlich beste Freunde" ... (In Italien heißt der Film übrigens "Quasi Amici". Perfekt.) Wenn jemand, den man ganz kurz nur, fast gar nicht kennt, sich in einer Situation, die einer Prüfung gleicht, verhält wie ein Freund - dann ist er doch mehr als ein Bekannter? Genügt für Menschen, mit denen man das Leben teilt, nicht aber das Bett, das Wort Freunde? Es sind wohl Lebensmenschen, was für ein Versprechen steht, das bereits gehalten wird. Sie sind verwandt im Geiste und vertraut im Fühlen.

Wäre Freundschaft ausschließlich eine Art Wertegmeinschaft - die Welt könnte ihr etwas anhaben. Was sich wandelt, betrifft aber weniger ihr Wesen als die Darstellung und Wahrnehmung. Darum und sicher auch wegen einiger Verunsicherungen im marktwirtschaftlichen Zusammenleben ist sie museumsreif. Im Deutschen Hygiene-Museum Dresden gibt's jetzt "Freundschaft. Die Ausstellung über das, was uns verbindet".

Es wird, so steht es auf der Homepage, unterschieden nach "Befreundeten Staaten", "Verbriefter Freundschaft", Darstellungen in der bildenden Kunst sowie der, wir leben im 21. Jahrhundert, "Erlebniswelt", in der Besucher von Gilgamesch & Enkidu kommend Marx & Engels streifen, um auf die "Möglichkeiten moderner Kommunikationsmedien" zuzulaufen.

Und schließlich, wir sind noch immer im 21. Jahrhundert, geht es unter der Überschrift "Friendship - Do it yourself" um "Phänomene unserer Gegenwart, die schon heute mit dem zukunftsoffenen Potenzial von Freundschaft operieren: mit Crowdfunding und Real Life Super Heroes, mit Flashmobs oder dem Tier als einem denkbaren Freund fürs Leben,"

Autsch, das klingt nach der Horrorabteilung. Und da wir gerade bei Ersatzstoffen sind: Was Facebook tatsächlich verändert hat, ist, dass "Freunde" zur Unterscheidung von Freunden mit Gänsefüßchen unterwegs sein müssen.

Und wo hört die Freundschaft auf? Vielleicht dort, wo sie beginnt: bei sich selbst. Von Selbstaufmerksamkeit, Selbstbesinnung und Selbstkenntnis schreibt der Alltags-Philosoph Wilhelm Schmid in seinem Büchlein "Vom Glück der Freundschaft". Interessant wäre, ob das im Laden unter Ratgebern steht oder bei den Geschenkbüchern für jeden Anlass.

Viel mehr aber interessiert mich, was mein Buchstaben-Freund Torsten aus der großen Gruppe heute liest. Und was seine Freunde dazu sagen. JB

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Freitag, 10. April 2015
Mensch und Makel - 9 Fragezeichen
Eigentlich war es absehbar. Und überrascht nun doch. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hält ein Berufsverbot für Depressive für denkbar. Nicht für alle natürlich, sondern Piloten, Busfahrer oder Taxifahrer. Zunächst. Für jene, die „dauerhaft nicht mehr geeignet“ sind, „Menschen oder sonstige Güter zu transportieren, ohne dass Gefahr für Leib und Leben anderer besteht“. So wird Herrmann vom „Focus“ zitiert.

Wer stellt das fest? Wer zieht die Grenzen? Worin genau besteht Gefahr?

Es sind die Irritationen, die diese Gesellschaft nicht erträgt. Es ist das schwer Definierbare, womit sie nicht umgehen kann. Das Unkontrollierbare macht Angst. Unter anderen Vorzeichen führt das zu Diktaturen. Der Staat wird übergriffig, wenn er darf. Wenn er nicht darf, wird behauptet zu müssen. Zum Wohle des Volkes oder zur Sicherheit aller. So wie jetzt.

Wird ein Besuch beim Psychologen oder Psychiater dann Pflicht? Nur für Piloten, Bus- und Taxifahrer oder auch für Lehrer? Müssen Arzt oder Therapeut ihre Diagnosen melden? Wem?

Lieber absolut sicher als frei. Mal abgesehen davon, dass es die absolute Sicherheit eben nicht geben kann, solange Menschen agieren. Eine Sicherheit, die allein durch Verbote erzwungen wird, ist keine.

Wer kontrolliert die Ärzte und Therapeuten, die die Depressiven kontrollieren? Wer die Kontrolleure?

Um das zu hinterfragende Vertrauen in Technik geht es nicht mehr nach dem, so viel man weiß, Vertrauensbruch eines Menschen, des Co-Piloten Andreas L. Sowieso ist es bequemer, an die Segnungen der Technik zu glauben als beispielsweise an einen Gott. Sich auf Institutionen zu verlassen statt auf Intuition. Wäre Schicksal ein Auto - es gäbe eine Airbagpflicht.

Es ist nicht so lange her, da wurde über Depressionen öffentlich gar nicht gesprochen, waren psychische Erkrankungen ein Makel. So ist es im Grunde noch, und Gründe dafür sind auch, dass seelische Probleme schwer zu fassen sind – sowie ausschließlich für Schwäche gehalten werden. Schwäche aber und Abweichungen von der Norm sind nicht vorgesehen in Deutschland. Sie könnten ja etwas in Frage stellen, könnten ja innehalten lassen, womöglich ein Umdenken anregen.

Nicht der Depressive ist eine Gefahr, sondern die Situation, in der er lebt. Klar, Gesetze und auch Verbote müssen hier und da sein. Sie retten nichts und niemanden, fehlt es an Demut. JB

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Mittwoch, 8. April 2015
W-Ostern im Osten
Also wirklich im Osten. Dresden-Ost, östlicher als Tellkamps Turm, beinahe nahe Pirna liegt Laubegast.
Ein idyllischer Erholungsort an der Elbe, früher mal. Caroline Neuber war hier. Und Fischer, Strohflechter und Zwirner.
Laubegaster Zwirn, das war mal was.
Jetzt zieren nagelscherengestutze Rasen die Vorgärtchen der Villen.
Schön grün alles hier im Elbtal. Aber sonst sucht man bunt.
Bunt sind hier nur die Ostereier , die sie uns an die Vorgärtchen-Bäume gebammelt haben.
Zum Anschauen, nicht zum Anfassen oder Mitnehmen!
Bunter wird's nun leider auch hier nicht. Bedauerlich.
Der Hotelbesitzer, der sein Hotel der Stadt als Flüchtlingsheim angeboten hatte, hat den Unterschriften der Vor-und Gärtchenbesitzer klein beigeben müssen, sonst hätte sein Hotel wahrscheinlich jetzt auch so lichtdurchflutete Holzbalken, die man früher einmal Dachstuhl nannte.
Das Foto ist bekannt aus allen Zeitungen heute.
Ein Örtchen weiter westlich. Schwer verdaulich.
Alles sprießt und blüht. Im schönen grünen verlaubten gastlichen Elbtalstadtteilchen freuen sich die Maulwürfe und Wühlmäuse jetzt schon auf anarchistische rebellische Frühlingstage. Alles schön gediegen und ruhig. Wie in jedem Jahr. Nur nichts Neues bitte.
Obwohl man das Ungeziefervertilgungsmittel des neuen Herstellers doch mal versuchen könnte.
Vielleicht lieber zuerst auf dem Rasen des Gartennachbarn. Der kam ja ursprünglich, glaub ich, auch nicht von hier. CM

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Drinnen, Draußen und sie
Wer sich viel in sozialen Netzwerken aufhält, weiß, was geht. Und noch wichtiger: was nicht geht. Wolfskin-Jacke geht gar nicht. Partnerlook auch nicht. Könnte man ja gleich mit Socken in Sandalen vor die Tür treten.

Nun ist es aber so, dass Menschen, die sich viel in sozialen Netzwerken aufhalten, weniger die Rausgeher sind. Darum brauchen sie kaum, was früher Anorak hieß. Als man einen für gut hatte und einen zum Spielen. Irgendwann war dann der für gut der zum Spielen und der zum Spielen entweder am kleinen Bruder oder zerfallen.

Solche Sachen nennt man inzwischen Outdoor-Bekleidung, wobei Outdoor vor allem für Wetter steht, vornehmlich schlechtes, das es angeblich nicht gibt, nur falsche Kleidung. Weshalb Wolfskin-Jacken eigentlich sehr richtig sind, sie sehen nur sehr falsch aus.

Was kann man erwarten von einem Anorak, der „DENALI TEXAPORE JKT W“ heißt? In diesem Fall, dass er 239,95 Euro kostet und in den Farben „Moos Green“ sowie „Azalea Red“ vorgehalten wird. Auf Twitter oder gar Facebook sollte man sich damit besser nicht blicken lassen.

Auf Ischia auch nicht. Dort ist das Wetter ungefähr so wie hier, einziger Unterschied: Die Kanzlerin macht Osterurlaub. Mit Mann. Und mit Mütze, denn sie hat (ist sie doch ein bisschen eine von uns?) „mit dem Wetter“ kein „Glück“. So hat es Spiegel Online öffentlich gemacht, bevor Text und Fotos Sekunden später in den Netzwerken geteilte Aufmerksamkeit auf sich zogen.

„Grau in grau begann am Samstag der Osterurlaub von Angela Merkel in Italien. Der Himmel hatte die Farbe von Blei, und die Wellen hatten einen Grauton, der das Mittelmeer fast germanisch erscheinen ließ“ heißt es – nicht in „Post von Wagner“, sondern noch immer bei SpOn, einen Reporter der örtlichen Zeitung "Il Mattino" zitierend. Daran anschließend wird das „Besichtigungsprogramm“ referiert wie weiland die Gastgeschenke der Honeckers auf Staatsbesuch. Ein bisschen Wetterinfo gibt es auch und dann einen Satz, der Hoffnung auf verhüllte Ironie aufflackern lässt: „Die Überfahrt vom Festland auf die Mittelmeerinsel mit der Fähre ,Maria Buono' war etwas unruhig - aber nicht sehr.“

Eigentlich geht es um die Fotos. Wer Merkel mit Sauer in Funktionswäsche hat, der will das auch zeigen. Und zwar sehr. Zu komisch, wie „die beiden“ unter dem Schild „Aphrodite Apollon“ das Gegenteil abgeben. Wobei es sich weder um einen Tabledance Lounge noch um ein Fitnesststudio handelt, sondern um ein Thermalbad, in dem sie „ein paar Stunden“ verbracht haben. Weiß jemand, wie sehr?

Wer's nicht gesehen hat: Die Kanzlerin trägt Wolfskin. In einer Art Weiß. So etwas tut man in Deutschland, Freiheit hin, Funktion her, nicht unkommentiert. Auch nicht, wenn man es in Italien tut. Nicht auszudenken, wenn die Sonne geschienen und die Merkelin sich nur ins „SUNBURY OC T-SHIRT“ in der Farbgebung „Limonade“ geworfen hätte. Die sozialen Netzwerke wären komplett aus dem Häuschen gewesen. Regelrecht outdoor. JB

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Sonntag, 5. April 2015
Halleluja
Vielleicht ist es, weil der Papst jetzt twittert. Seinen 500. Tweet gab er heute: "Christus ist auferstanden! Christus lebt und geht mit uns!" Gut, das ist nicht neu. Was soll er auch sagen an einem Tag wie diesem. Jedenfalls nichts von Ohrfeigen und auch nichts vom Fortpflanzungsverhalten der Kaninchen. Die kommen heute nur an Rosmarinkartoffeln vor.

Man kann dem Papst auf Twitter folgen. Er selbst folgt nur sich selbst, dafür aber in 8 Sprachen. Das würde ja auch wenig religöse Mitmenschen irritieren, eine Nachricht im Postfach: "Der Papst (@pontifex_de) folgt Dir jetzt auf Twitter!" Halleluja.

Neulich, da schrieb er: "Als Jünger Christi ist es uns nicht möglich, dass wir uns nicht um das Wohl der Schwächsten kümmern." Zu jener Zeit sorgten sich Pegida-Demonstranten schon auf ihre Weise um das Abendland und liefen dem Glauben wie auch dem Verstand davon. Gestern hat in Tröglitz ein Flüchtlingsheim gebrannt, im vernachlässigten Osten, wie eine Erklärung rasch zur Hand war. Im gottlosen Osten - das hätte noch gefehlt.

"Biedermänner in Magdeburg, Brandstifter in Tröglitz", twitterte am Abend André Bücker. Die künftigen Ex-Intendanten sind derzeit die Aufständigen im Land. Bücker und Latchinian an den Theatern in Dessau und Rostock, entlassen, weil sie Kulturabbau nicht hinnehmen. Castorf und Peymann in Berlin, weil sie Castorf und Peymann sind. "Hütet Euch vor Bequemlichkeit!", hat der Papst getwittert: "Wenn wir es uns bequem machen, vergessen wir leicht die anderen."

Der Pontifex ist nichts für jeden Tag, dafür gibt es die "Herrnhuter Losungen", für Atheisten auch als eine Art Horoskop zu verwenden. Derzeit liegt die 285. Ausgabe auf dem Nachtschrank. Wahrscheinlich Spätfolge einer Erziehung, die das religöse Erbe, die Rituale des Glaubens ausgespart hat.

Sich eine Bibel zu kaufen, gehörte in den 80ern in atheistischen Familien zur Pubertät. Das kleine grüne Bändchen nur, es war ja ein sehr kleiner Widerstand.
Heute steht die kommentierte große Ausgabe bei den Lexika. Neben Harenbergs Schauspielführer. Über Karl Kraus und unter dem, was im Buchhandel gern als "Komische Literatur" eingeordnet wird. Theater, Sprache und Satire, Wissen, Kunst und Religion. Kaum zu glauben, dass der Zufall dieses Regal sortiert hat.

Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter", auf das Bücker anspielt, ist ein "Lehrstück ohne Lehre", steht im Schauspielführer. Es geht um Feigheit und Verblendung eines Bürgers, der die Brandstifter selbst ins Haus holt. Und: "Auf den deutschsprachigen Bühnen ist das Stück seit Beginn der 90er Jahre wieder besonders präsent."

In Rom sagt Franziskus: Die Liebe hat den Hass überwunden, das Leben den Tod besiegt, das Licht die Finsternis vertrieben.
Das kann man glauben, mehr noch hoffen, vor allem kann man versuchen, es zu leben. Frohe Ostern! JB

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Mittwoch, 25. März 2015
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Dienstag, 24. März 2015
Omis im Zuch
Wo simmer?, 46,48 und jejenüber. Die alle vier hier.
Trutchen, ist das dein Koffer oder meiner, nein deiner, ach meiner. Und wo ist der von Gisela, Gisela, wo ist dein Koffer? Na hier, nee, das ist der von Trutchen. Soll ich den hoch? Ach junger Mann, dat iss aba nett von Ihnen. Dankeschön.
Mein Blutdruck heut früh? wie war deiner? meiner 180. 180, nee ne. Musste aba aufpassn.
Adenauer, Adenauer hatte doch…deine Brille ist richtig schön, weisste dat. ist das ne neue oder die alte. nee ne neue, mit der alten hatte se doch so Schwierigkeiten. du könntest dir doch auch mal ne neue kaufen. die ist zu groß für dein kleines Gesicht. bei mir muss was undicht sein, in der dusche, im Bad. meine Kulturtasche war ganz nass heut früh. ohja Kaffee, den nehmen wir. nee lass mal trutchen ich bezahl datt, du hast doch kein Kleines. Früher war ja mit Bärenmarke.
Hällowien, da kommen de Kinder immer und wolln wat. Bei Dir auch? Gib wat, sonst jibbet wat. Da muss man immer jede menge Zeuch kaufn.
In Soest, ja da warn wa mal. Schönes Städtschn. und in Aachen, warn wa da mit Elke? auch schön. Berlin kann man auch fliegen, ab 49 euro. aber der Flughafen iss ausserhalb, muss man lange mitm Bus.
Iss datt schon Flughafen, ach nee erst 11:49 . datt iss Frankfurt City. da kommen schon die ersten großen Häuser. Frankfurt hat so grosse Häuser, ne. da sieht man schon die ersten Flugzeuge. jetzt ham wa noch ne Viertelstunde zeit. können wa schon mal die Koffer...
Die Fellmütze musste noch nich, iss doch zu warm hier. Aber deine Jacke, Trutchen. (11.11.12) CM

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Montag, 23. März 2015
Zeit für den Aufstand
Die Zeit läuft. Weit kommt sie zwar nie, aber alle rennen erstmal hinterher. Alle? Nö. Inge Jensen nicht. Inge Jensen ist Rentnerin, sie geht straff auf die 80 zu und demnächst auch auf die Kanzlerin. Mit einer Unterschriftenliste nämlich. Denn Inge Jensen kämpft gegen die Sommerzeit. Also gegen die Zeitumstellung am Sonntag (ja, genau, eine Stunde vor).
"Die künstliche Umstellung ist eine Störung des Biorhythmus", hat Inge Jensen der "Augsburger Allgemeinen" gesagt. Sie liege dann wochenlang nachts wach, bis sich ihr Körper daran gewöhne. Was man in der Zeit alles träumen könnte.
Dabei kann eine Rentnerin ihren Biorhythmus gewiss behutsamer umrüsten, als es der Frühschicht im Amazon-Logistikzentrum möglich ist. Aber wir kennen ihren Terminkalender nicht.
Außerdem geht es ums Prinzip. In jährlich wechselnden Erkenntnissen läuft es doch immer aufs Gleiche hinaus: Der Wirtschaft geht es nicht um so viel besser, wie es den Menschen schlechter geht. Und selbst wenn es so wäre? Letztes Argument ist derzeit der EU-Binnenmarkt.
Wofür immer Zeit bleibt, sind gute Ratschläge. "Halten sich Schlaflosig­keit oder Über­müdung hartnä­ckig über mehrere Wochen, sollten Sie das mit Ihrem Arzt besprechen" heißt es bei der Stiftung Warentest. Am besten bei einem Glas Rotwein am so schön lange hellen Abend.
Und wie immer lohnt,am besten morgens, ein Blick in die "Apotheken Umschau", um schlagartig wach zu sein Sie rät: Sonnenlicht tanken. Viel Bewegung an frischer Luft. Wechselduschen.
Nein, wir lassen uns om EU-Binnenmarkt nicht vorschreiben, wann der Wecker klingelt. Darum: Ab Sonntag nicht keine, nicht eine, sondern zwei (2!) Stunden eher aufstehen. Gern auch die Nachbarn wecken. Revolutionen, das hat die Zeit gezeigt, waren noch nie tageslichtabhängig. Die Zeit läuft. JB

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Sonntag, 22. März 2015
Lateinamerika in LE
Wir werden überschwemmt. Nein, nicht von der Flut. Jedenfalls zum Glück bis jetzt nicht in diesem Frühjahr. Wir werden überschwemmt von Lateinamerika. Naja, Bananen aus Ecuador haben wir dann vor ca. 25 Jahren auch erkannt. Ober besser, sie uns.
Aber : Fragen Sie mal Ihren Arzt oder - Tanzlehrer!
Samba, Rumba, Mambo-Salsa und Cha-cha-cha. Daher kommts also!
Was ist im Konzerthaus am erfolgreichsten? Neben Beethoven und Brahms natürlich, z.B. Ravels Bolero. Im Opernhaus, die Habanera aus „Carmen“, am Lagerfeuer romantisch geklampft „Samba pa ti“ von Santana.
Und- beinahe überall auf der Welt wird Tango, Lateinamerikanischer Tango getanzt und musiziert, von Astor Piazzolla, aber auch von Numminen, Kärki und Mononen. Finnland kann man sich nicht vorstellen ohne Tango! Schon gar nicht die Finnen selbst.
Dann eher wohl ohne Fussball.
Da sie im letzten Jahr nicht zur WM (wo? Natürlich in Lateinamerika) durften, bleibt ihnen sowieso nur der melancholische Trost beim „Mittsommernachtstango“.
Ich laufe durch die Innenstadt von Leipzig und stelle erstaunt fest: Lateinamerka überall.
Seit über 30 Jahren das kubanische Restaurant „Varadero“. Caipirinha, Pina colada und cuba libre nicht nur dort, auf beinahe jeder Getränkekarte in der City. „Lateinamerikanische Tage“ mit Filmen und Events. Zum Heiße-Hüften-Aneinanderreiben dutzende Salsa-Merengue-Tanzstudios "Los Hüftos"...
Bolivianische Gute Laune-Musiker versuchen mit wakawaka und Bunten Ponchos die Grauen Gesichter und Gemüter in der Fußgängerzone aufzuhellen.
Sogar im Kosmetikstudio um die Ecke, in der oberen Etage einer Leipziger Einkaufspassage, ist im Wohlfühlbereich Panflöten-Musik zu hören.
Während ich eine tiefenentspannende Kopfmassage zusätzlich zu meiner Avocado-Maske bekam, lauschte ich den fernen Klängen, die mit der zunehmenden Entspannung noch ferner wurden...chhchchch. Bing, die Uhr sagt: Entspannung beenden!
Als ich nach der langen Reise wieder aufwachte, hätte mich der Spiegel beinahe nicht wiedererkannt.
Nein, ich will jetzt nicht hinaus in die Passage der grauen Alltagshektiker.
Wann geht der nächste Flug nach Acapulco? CM

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