Montag, 23. März 2015
Zeit für den Aufstand
Die Zeit läuft. Weit kommt sie zwar nie, aber alle rennen erstmal hinterher. Alle? Nö. Inge Jensen nicht. Inge Jensen ist Rentnerin, sie geht straff auf die 80 zu und demnächst auch auf die Kanzlerin. Mit einer Unterschriftenliste nämlich. Denn Inge Jensen kämpft gegen die Sommerzeit. Also gegen die Zeitumstellung am Sonntag (ja, genau, eine Stunde vor).
"Die künstliche Umstellung ist eine Störung des Biorhythmus", hat Inge Jensen der "Augsburger Allgemeinen" gesagt. Sie liege dann wochenlang nachts wach, bis sich ihr Körper daran gewöhne. Was man in der Zeit alles träumen könnte.
Dabei kann eine Rentnerin ihren Biorhythmus gewiss behutsamer umrüsten, als es der Frühschicht im Amazon-Logistikzentrum möglich ist. Aber wir kennen ihren Terminkalender nicht.
Außerdem geht es ums Prinzip. In jährlich wechselnden Erkenntnissen läuft es doch immer aufs Gleiche hinaus: Der Wirtschaft geht es nicht um so viel besser, wie es den Menschen schlechter geht. Und selbst wenn es so wäre? Letztes Argument ist derzeit der EU-Binnenmarkt.
Wofür immer Zeit bleibt, sind gute Ratschläge. "Halten sich Schlaflosig­keit oder Über­müdung hartnä­ckig über mehrere Wochen, sollten Sie das mit Ihrem Arzt besprechen" heißt es bei der Stiftung Warentest. Am besten bei einem Glas Rotwein am so schön lange hellen Abend.
Und wie immer lohnt,am besten morgens, ein Blick in die "Apotheken Umschau", um schlagartig wach zu sein Sie rät: Sonnenlicht tanken. Viel Bewegung an frischer Luft. Wechselduschen.
Nein, wir lassen uns om EU-Binnenmarkt nicht vorschreiben, wann der Wecker klingelt. Darum: Ab Sonntag nicht keine, nicht eine, sondern zwei (2!) Stunden eher aufstehen. Gern auch die Nachbarn wecken. Revolutionen, das hat die Zeit gezeigt, waren noch nie tageslichtabhängig. Die Zeit läuft. JB

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