Mittwoch, 22. April 2015
Hamster-Rat
Hamster sind keine Katzen. Darum werden vergleichsweise wenig Hamsterfotos auf Twitter, Facebook oder Instagram hochgeladen. Dabei stehen sie wie kein anderes Haustier für Wohl und Wehe der Generation SM, die Social Media mit Lust zum Quälen nutzt. Noch sind Katzenfotos nicht als Marterfall anerkannt. Beim Smartphone aber schaut niemand weg.

„Hamster - Hipster - Handy“ heißt eine Sonderschau im Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt am Main. Eine hübsche Alliteration, die sich nicht nur selbst genügt. Handy – ist klar. Hipster – das sind die mit den Brillen im Handyformat. Hipster, die auf Handys starren, gehören heute zum Großstadtbild wie der Hamster auf die südamerikanische Speisekarte.

Anders als beim Hipster kommt es beim Hamster nicht auf die Größe an. Hamster sind mal etwas größer, mal etwas kleiner als Handys – je nach Modell. Ihr Akku hält nicht länger als zweieinhalb Jahre, dafür kommen sie ohne Ladekabel aus. Dass sie einen durchaus gut ausgebildeten Gehörsinn haben, ist nicht nur aus NSA-Kreisen zu hören. Hamster und Hipster verbindet, dass sie Soja bei sich tragen. Die einen als Bohnen in den Backentaschen, die anderen als Tofu im Stoffbeutel.

In der Frankfurter Ausstellung nun lädt ein Hamster im Laufrad den Handyakku auf. Das liegt daran, dass es sich um Kunst handelt und die gern kritisch sein darf und die Ausstellung im Untertitel „Im Bann des Mobiltelefons“ heißt und das immer auch mit Leiden zu tun hat. In diesem Fall für den Hamster. An ihm nämlich wurde die Schädlichkeit von Handystrahlen getestet wegen der Menschen, die das Gefühl haben, dass ihnen die Strahlen etwa ausmachen. „Elektrosensibel“ nennen sie sich. Oder für Hipster: elektrosmogintolerant.

Letzte Gewissheit gibt es nicht. Bis es soweit ist, sollten vor allem ungeimpfte Kinder nur auf Hamstern herumtippen, die ja in ihrer Berührungsempfindlichkeit Smartphonebildschirmen in nichts nachstehen. Gibt man ihnen Namen wie „Galaxy S4 mini“, den Hamstern, fällt der Unterschied kaum auf. Später lässt sich eine prima Hamsterfell-Handyschutzhülle draus stricken – als Statement gegen Elektroschrott, Tierversuche und Überwachung. JB

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